Die Schwitzhütte hilft, den eigenen Pfad der Kraft zu gehen

IN EINER SCHWITZHÜTTE IST MAN ABSOLUT GESCHÜTZT

Die Dunkelheit und die Führung des Wassergießers machen es möglich, sich vollständig zu öffnen und auf das eigene Innere einzulassen. Raum und Zeit hören auf zu existieren; die innere Stimme kann unmittelbar gehört werden. Während der Zeremonie kann man vollkommen frei werden von Konditionierungen, Glaubenssätzen oder anderen Einschränkungen. Es besteht die Möglichkeit, sich wertfrei und ehrlich zu erkennen und entscheidende Impulse für den eigenen Weg, den persönlichen Pfad der Kraft zu bekommen.

So kann man Zugang finden zu seinen inneren Schätzen und Stärken: unverfälscht, ehrlich, direkt. Dazu gehört auch das Wahrnehmen der persönlichen Schattenseiten. All dies ist der erste Schritt und Voraussetzung für Veränderungen. Veränderung kann niemand erwerben, es gibt sie nicht im Supermarkt. Aber Veränderung kann jeder selber machen. In der Schwitzhütte kann man die Kraft dafür tanken. Zusätzlich kann man in der Schwitzhütte Altes, inzwischen Unnötiges oder gar Belastendes erkennen und auf gute Art abgeben.

 

Kraft und Klarheit für die Aufgaben im Alltag

 

NEUE DENK- UND HANDLUNGSOPTIONEN GEWINNEN

Die Dramaturgie, die große Hitze und die absolute Dunkelheit in der Hütte können zu einem Aufheben des gewohnten Denkens führen. Ängste, Sorgen, Probleme, alte Muster und behindernde Gewohnheiten können sich in diesem besonderen Raum auflösen; mögliche Lösungen werden deutlicher. Die Zeremonie hat eine starke, reinigende Wirkung für Körper, Geist, Gefühl und Seele. Sie öffnet das Herz und kann die Tür zu unserer inneren Stimme weit aufmachen. Sie bietet die Möglichkeit zur Selbsterkenntnis. So kann man Kraft und Klarheit tanken für die Aufgaben im Alltag. Eine Schwitzhütte wird meist aus Weiden- oder Haselnussruten gebaut. Vor der Zeremonie wird sie mit einigen Lagen Wolldecken und Planen abgedeckt. In der Hütte ist es stockdunkel. Man sitzt im Kreis, vor sich in der Mitte in einem Loch die rot glühenden Steine, die draußen in einem kraftvollen Feuer erhitzt werden. So eine Hütte kann einige Jahre halten.

 

Die vier Runden einer Schwitzhütte

LANGE RUNDEN, KURZE PAUSEN

Eine Schwitzhüttenzeremonie besteht insgesamt aus vier Runden. Zwischen jeder Runde wird die Tür geöffnet, kühle Luft kommt herein und Trinkwasser wird angeboten. Manchmal gehen alle Teilnehmer zwischen zwei Runden auch hinaus, um draußen eine kurze Abkühlungs- und Erholungspause einzulegen. Die Pausen sind eher kurz, während eine Runde durchaus eine dreiviertel Stunde oder länger dauern kann. Jede der vier Runden hat einen anderen Fokus bzw. zielt auf einen anderen Aspekt des Daseins. Dazu ein Beispiel: In die erste Runde wird die Kraftdes Ostens mit ihren ganz speziellen Qualitäten und Fähigkeiten gerufen. Das Symbol für diese Kraft ist der Adler. Durch Geschichten, Beispiele und Erläuterungen macht der Wassergießer die TeilnehmerInnen mit der jeweiligen Qualität und Kraft jeder Runde vertraut. Anschließend ist genügend Raum für jeden, tief in sich hineinzuschauen und nachzuspüren, wo in seinem Leben gerade die spezielle Kraft einer Runde benötigt wird. Und wie man sie in den persönlichen Alltag integrieren und leben kann.

 

Die Adler-Runde

FÜR NEUANFÄNGE UND KLARHEIT

Wabun – der Adlerspirit – wohnt im Osten, wo die Sonne aufgeht. So steht er im Tagesverlauf für den ganz frühen Morgen. Vorstellungen, wie der Tag zu verlaufen hat, existieren (noch) nicht. Im Lebensrhythmus repräsentiert er die Qualitäten des kleinen Kindes: offen für Neues, durch nichts konditioniert, mit Freude an der Schöpfung und der Vielfalt des Lebens. Auch wir Erwachsene sind immer wieder in Situationen, wo Unbekanntes und Neues vor uns steht. In der Hütte können wir tief in uns schauen und nachsehen, wo in unserem Leben etwas entstehen will oder gerade entstanden ist. Was braucht Pflege, Zuwendung, Schutz? Im Privaten, im Beruf, in Beziehungen, wo auch immer. Was fehlt uns, um ganz offen wie ein kleines Kind diese Aspekte in uns wachsen zu lassen? Wo brauchen wir einen klaren Verstand der uns hilft, das auch zu bewerkstelligen? Hier kann uns die Adlerkraft helfen: mit scharfem Blick hoch oben am Himmel unseres eigenen Lebens fliegen. So können wir den Überblick behalten und verfallen nicht dem Irrtum, einen kleinen Stein für ein unüberwindliches Hindernis zu halten. So können wir sehen, wo´s langgeht. Und die nächsten Schritte auf dem Weg unseres Herzens in Kraft und Harmonie gehen.

 

Die Kojoten-Runde

FÜR WACHSTUM UND EMOTIONEN

Shawnodese – der Kojotespirit – ist ein Trickser und Fallensteller – und was für einer! Und was für einer! Was uns an Missgeschicken auch widerfährt: er hat seine Pfoten im Spiel. Nicht, um uns zu ärgern. Nein, er will, daß wir uns bewegen. Stagnation ist nicht das, was er anstrebt. Im Job zufrieden, Vorgarten in Ordnung, Beziehung okay – so kann es für den Rest des Lebens bleiben. Nicht mit Shawnodese! Er steckt uns einen Stock zwischen die Speichen unseres Lebensrades, damit wir aufwachen. Er verletzt uns dabei nicht böse, meistens reichen ein paar Kratzer auf der Glatze der Eitelkeit. Wenn wir darauf achten und unsere Lehren ziehen, ist er zufrieden. Bis zum nächstenmal. Und wenn nicht, erhöht er die Dosis. Bis wir verstanden haben. Seine Instrumente sind unsere Gefühle. Es sind die Emotionen, die uns in Bewegung bringen. Sie lösen Erstarrtes auf und führen zu Wachstum. Das Schlitzohr kann uns ganz schön auf Trab halten, meistens, wenn wir eher faul auf der Couch rumhängen wollen.

 

Die Bären-Runde

FÜR VERANTWORTUNG UND ERWACHSENSEIN

Mudjekewis – der Bärspirit – lehrt uns, wie wir Verantwortung tragen können. Seine Jahreszeit ist der Herbst, die Zeit, in der wir die Früchte unseres Tuns ernten. Alles ist im Überfluß vorhanden: fette Lachse, reife Früchte, süsse Beeren. Danach kommt der Winter. Mudjekewis zieht sich in den Bauch der Erde zurück und wendet sich seinen stillen und dunklen Seiten zu. Es ist gut, als Erwachsener Innenschau zu betreiben. Es ist gut, wenn wir gelegentlich tief in unseren innersten Keller hinabsteigen. Aber die Taschenlampe nicht vergessen. Nur wo wir hinschauen, kommt Licht ins Dunkle. Und nur wo Licht oder Bewußtsein ist, ist Integration möglich. Verdrängung ist nichts weiter, als eine leere Batterie in der Taschenlampe unseres Bewußtseins. Und wenn der Bär im Frühling wieder ans Licht kommt, schlägt er sich nicht gleich den Wanst voll. Er sucht bestimmte Kräuter, die den Stoffwechsel langsam wieder auf Trab bringen. Er lehrt uns die eher sanfte aber kontinuierliche Kraft. Bärenstark zu sein, ist ein gutes Gefühl. Doch zu dieser Stärke gehört auch Sanftmut und Gelassenheit. In der Zärtlichkeit und Verspieltheit seinen Kindern gegenüber spiegelt sich diese erwachsene Kraft. Und auch in der machtvollen Präsenz, wenn diesen kleinen Teddybären Gefahr droht.

 

Die Büffel-Runde

FÜR DIE ERDE UND FÜR DAS GEBEN

Waboose – der Büffelspirit – repräsentiert den Winter und die Phase, die die meisten von uns noch vor sich haben: die Zeit, wo unsere Haare weiß wie Schnee werden. Eine Zeit der Stille und des Rückzugs. Wir sitzen in unseren warmen Stuben und alle Beschäftigung taktet ein wenig langsamer. Doch der weiße Schein trügt. Im Bauch der Erde ruht schon der Samen des nächsten Frühlingsspektakels. Auch wir brauchen Phasen des Rückzugs und der Stille. So können wir Vergangenes reflektieren und Kraft sammeln für neue Aufgaben. Waboose kann uns in die Kraft bringen, die uns bedingunsloses Geben ermöglicht. Sie kalkuliert nicht. Sie investiert nicht. Sie spekuliert nicht. Sie schenkt einfach alles, was sie hat. Wenn wir diesen Aspekt in uns leben, stimmt auch unsere Bilanz jenseits der Zahlen und Fakten. Waboose steht auch für die Erde. Sie trägt und nährt uns. Ohne ihre Geschenke könnten wir nicht überleben. Und wir? Wir nehmen ohne Respekt. Wir fügen ihr Kratzer und Wunden zu. Wir verpesten ihre Atemluft. Und geben ihr die Schuld, wenn sie sich wehrt. In der Hütte können wir wieder spüren, wie verbunden wir mit der Erde und dem Leben sind.

 

Dies ist keine Betriebsanleitung für eine Schwitzhütte

ERFAHRUNG, RESPEKT, VERANTWORTUNG

Das sind – mir wichtige – Qualitäten eines Wassergießers (so nennt man den Leiter einer Schwitzhütte). Manchmal kommt es vor, dass sich Leute „für die tolle Anleitung” zu einer Schwitzhüttenzeremonie bei mir bedanken. Damit eins klar ist: es gibt keine Anleitungen zur Durchführung einer Schwitzhütte. Wenn jemand eine finden sollte: Vorsicht! Es gehört schon wesentlich mehr dazu, als in völliger Dunkelheit mit glühenden Steinen und einem Wassereimer zu hantieren. Die Ausbildung zum Wassergießer in dieser und anderen Traditionen ist sehr gewissenhaft und dauert in der Regel einige Jahre. Zum anderen ist es ziemlich respektlos, traditionelle Zeremonien (egal welche) nach persönlichem Gutdünken einfach zu kopieren bzw. sie ohne Autorisierung durchzuführen. Wassergießer sollten sich der Verantwortung bewusst sein, die sie der Tradition, der Zeremonie und den Menschen gegenüber haben, die mit ihnen in die Hütte gehen. Immer daran denken: Eine Schwitzhüttenzeremonie kann sehr kraftvoll sein.

 

In einer Schwitzhütte ist es stockfinster

MAN SIEHT WIRKLKICH NICHTS – AUSSER SICH SELBST

Die rot glühenden Steine bringen am Anfang einer Runde noch etwas schemenhaftes Licht in die Hütte. Nach den ersten Wasseraufgüssen ist es dann stockdunkel. Die Dunkelheit ist Schutz und Hilfe zugleich. Man kann sich z.B. intensiver auf seine Empfindungen konzentrieren und besser erspüren, welche Aspekte einer einzelnen Runde im Moment für einen wichtig, heilsam oder fördernd sind.

 

So kommt die Hitze in die Schwitzhütte

BIS ZU 1400 GRAD

So heiß werden die Steine, die in die Hütte kommen. Draußen vor der Hütte wird auf eine spezielle Art ein kraftvolles Feuer errichtet. Alles, was irgendwie mit diesem Feuer zu tun hat, liegt in der Obhut eines Feuerhüters oder einer Feuerhüterin. Im Zentrum dieses Feuers befinden sich, je nach HüttengroÅNsse und Jahreszeit, etwa 20 bis 40 große Steine. Diese Steine werden vor dem Anzünden des Feuers auf eine bestimmte zeremonielle Weise in die Feuerstelle gelegt. Wenn sie durchdringend rot glühen, werden pro Runde einige der Steine in die Hütte gebracht. Wie heiß es wird, hängt von der Menge und Größe der Steine sowie davon ab, wieviel Wasser der Wassergießer im Laufe einer Runde darauf schüttet.

 

Was ist, wenn es einem zu heiß wird?

DANN DARF MAN RAUSGEHEN

Andererseits ist es gut, Grenzen auch mal zu überschreiten. Vermutlich wird man in der Dunkelheit nicht mehr wissen, wo der Eingang ist. Und selbst wenn: man kann ja nicht einfach ab durch die Mitte kriechen. Da liegen die heißen Steine. Ein klares und lautes „Ich möchte die Hütte verlassen” reicht dem Wassergießer, um den Türhüter draußen zu veranlassen, die Tür weit zu öffnen. Die anderen machen Platz und man kann in aller Ruhe die Hütte verlassen. Die höflichste Form, die Hütte vorzeitig zu verlassen: Laut und deutlich sagen „Ich möchte meine Verwandten sehen”. Da man in der Hütte nur etwas sehen kann, wenn die Tür geöffnet ist, weiß dann jeder Bescheid. Ansonsten gilt, sich immer wieder zu entspannen. Hinlegen, mit der Stirn den kühlen Boden berühren. Die Kraft, die zuviel für einen ist, kann man an die Erde oder jemand anderen weitergeben, der sie gut gebrauchen kann.

 

Es kann eng werden …

TROTZDEM HAT JEDER GENÜGEND PLATZ

Je mehr Leute in der Hütte sind, desto weniger Platz hat der Einzelne. Wenn man sich innerlich weit der Zeremonie öffnet, wird einem die räumliche Enge nichts ausmachen. Viele Hütten bieten kommoden Platz für 12 bis 16 Personen. Sind weniger drin, kann man sich breit machen oder sogar hinlegen. Die Größe einer Schwitzhütte ist abhängig von ihrer Bauweise. Alle Hütten sind kreisrund und haben in der MItte ein Loch (stone pit) in der Erde, in das die glühenden Steine kommen. Kleine Hütten für max. 4 Personen werden aus 8 senkrechten Stangen gebaut, sog. Familienhütten für ca. 8 bis 10 Personen aus 12 Stangen. Verbreitet sind Hütten aus 16 Stangen, die 12 bis 16 Personen genügend Platz bieten. Legt man den Durchmesser einer 16-Stangen-Hütte größer an, passen auch deutlich mehr Personen rein.

 

Tipps für Unerfahrene

NIEMAND GEHT UNVORBEREITET IN EINE SCHWITZHÜTTE

Jeder erfahrene Wassergießer (Leiter der Zeremonie) wird die Teilnehmer mit allem, was sie brauchen, um auf entspannte Art in die Hütte zu gehen, sorgsam und umfassend vertraut machen. Teilnehmer einer Schwitzhüttenzeremonie gehen stets respekt- und vertrauensvoll miteinander um. Wer möchte, kann zwei große Duschhandtücher mit in die Hütte nehmen. Eins, um darauf zu sitzen. Mit dem anderen kann man sich im Bedarfsfall vor möglichen Hitzewellen schützen. Im Winter ist eine alte Decke o.ä. als Sitzunterlage hilfreich. Alkohol oder andere Drogen an einem Schwitzhüttentag sind tabu. Ich empfehle, auch am Tag vor einer Hütte darauf zu verzichten. Viele gehen fastend in die Hütte, d.h., am Tag der Hütte essen sie erst nach der Zeremonie. Ich bestehe nicht darauf, rate aber am Tag der Hütte zu leichter Kost. Hilfreich ist, am Tag VOR der Hütte mehr zu trinken (Wasser und Tees sind am besten), als sonst. Voraussetzung zur Teilnahme ist eine „normale” Gesundheit. Insbesondere Menschen mit z.B. Herz-/ Kreislauf-/ oder Stoffwechselstörungen sollten vorher ihren Hausarzt fragen.